97 min
© 1997
Harald Juhnke, Udo Samel, Elisabeth Trissenaar, Götz Schubert, Katharina Thalbach
Drama
Deutschland 1896: Der 50-jährige Schuster Wilhelm Voigt hat wegen Bagatelldelikten Jahre im Zuchthaus verbracht. Jetzt sucht er Arbeit und scheitert an der unbarmherzigen Bürokratie: Ohne Pass gibt es für ihn keine Arbeitserlaubnis, ohne Arbeit keinen Pass. Auch die ewige Gretchenfrage "Ham' Se jedient?" muss er verneinen. So versucht Voigt, sich selbst einen Pass auszustellen, wird erwischt und wandert wieder hinter Gitter.
Zehn Jahre später beginnt für den frisch Entlassenen das gleiche Spiel von vorn. Diesmal will Voigt die obrigkeitshörige Gesellschaft mit ihren eigenen Waffen schlagen: Er besorgt sich eine Hauptmannsuniform, kommandiert zwölf Soldaten ab und besetzt das Rathaus von Köpenick bei Berlin. Sein Pech, dass es dort keine Passabteilung gibt.

Carl Zuckmayer formte die wahre Begebenheit 1931 zu einem Bühnenstück. Seine bitterböse Satire auf blinde Autoritätsgläubigkeit und unmenschliches Bürokratentum wurde mehrfach verfilmt. Diese neue TV-Fassung kann sich dabei durchaus mit Helmut Käutners berühmter Kinofassung von 1956 messen, in der Heinz Rühmann die Titelrolle spielte. Regisseur Frank Beyer ("Spur der Steine") drehte übrigens überwiegend an Originalschauplätzen, u. a. im alten Köpenicker Rathaus.