180 min
© 1991
Kevin Costner, Sissy Spacek, Joe Pesci, Gary Oldman, John Candy
Drama
DVD 336
JFK – Tatort Dallas

Als Oliver Stones 1991 entstandener Thriller um die Hintergründe der Ermordung John F. Kennedys in die Kinos kam, war die Aufregung groß. Dabei ging es weniger um den Film selbst als um die Art, in der Stone hier – Fakten und Fiktionen virtuos vermischend – Geschichte schreibt. Doch der Wirbel legte sich relativ bald, und schon ein paar Jahre später war JFK – Tatort Dallas so etwas wie ein vergessener Film – ein Schicksal, das er auf keinen Fall verdient hat.
Oliver Stone nähert sich dem historischen Ereignis des 20. Jahrhunderts, das wahrscheinlich mehr Romane und Filme inspiriert hat als jedes andere, aus der Sicht eines Ermittlers an, der versucht, Licht ins Dunkel zu bringen und die wahren Hintergründe der Schüsse in Dallas aufzudecken. Kevin Costner spielt Jim Garrison, den damaligen Staatsanwalt von New Orleans. Da sich Lee Harvey Oswald (Gary Oldman), der laut des Berichts der Warren-Kommission ein verrückter Einzeltäter war, eine Zeit lang in New Orleans aufgehalten hat, beginnt Garrison mit seinen Leuten auf eigene Faust zu ermitteln. Das Ergebnis seiner Besessenheit ist der bis heute einzige Prozess, in dem jemand wegen Verschwörung zur Ermordung Kennedys angeklagt wurde.
Natürlich ist JFK erst einmal das Produkt des großen Traumas, des Vietnam-Krieges, für den Kennedy hier sterben musste, sowie der ausufernden Verschwörungsideen seines Regisseurs. Aber Stone findet zu einer poetischen Wahrheit, die letztlich stärker und wichtiger ist als alle historisch belegbaren Fakten. Mit seinen Filmen ist es wie mit den Dramen Shakespeares, erst in der Bearbeitung eines Künstlers offenbart die Geschichte ihren eigentlichen Kern. Wenn Nixon Stones Richard III. ist, dann ist JFK sein Julius Cäsar.

Premiere 6
21.11.2004