91 min
© 2003
Robert Redford, Willem Dafoe, Helen Mirren, Matt Craven, Alessandro Nivola, Melissa Sagemiller
Thriller
DVD 558
Das Regiedebüt des Holländers Pieter Jan Brugge ist eine Lichtung unter Hollywoods mächtigen, aber uniform zum Boxoffice-Gipfel strebenden Unterhaltungsriesen. Ein Beziehungsfilm, der sich als Entführungsdrama tarnt, der von Verlierern und Siegern erzählt, von seinen Darstellern lebt und sich trotz Schwächen einem Publikum empfiehlt, das im Kino einmal nicht atemlos sein, sondern durchatmen will.
Wayne Hayes (Redford) hat sich mit eigener Kraft nach oben gearbeitet, mit Wohlstand und Karriere den amerikanischen Traum gelebt und dafür Kinder und Ehefrau Eileen (Helen Mirren) vernachlässigt. Nach einer Affäre Waynes hat die Ehe ihr Gleichgewicht nicht wieder gefunden, lebt man eine Beziehung distanzierter Unverbindlichkeit, bis Wayne eines Abends von der Arbeit nicht zurückkommt. Damit realisiert sich Eileens größte Angst, wenn auch aus einem anderen Grund. Denn Wayne ist das Opfer eines Entführers geworden, der ihn tief in den Wald zum Versteck seiner angeblichen Auftraggeber treibt.
Der lange Weg durch die Natur ist ein dramatisches Konstrukt von Drehbuchautor Justin Hayte, um die beiden grundverschiedenen Männer in einen Dialog miteinander zu bringen, in dem es um Selbstaufgabe und Widerstand, Glück und Pech, um unterschiedliche Persönlichkeiten und Lebensbilanzen geht. Den anfangs eingeschlagenen Weg eines mentalen Duells, in dem sich die Machtverhältnisse verändern, verfolgt der Film nicht konsequent und gibt an seinem dramatisch entscheidenden Punkt ein Rätsel auf, das sich zwar interpretieren, aber nicht glaubwürdig nachvollziehen lässt. Beide Männer, Willem Dafoes Entführer und Redfords Geisel, repräsentieren die unterschiedlichen Pole des materiellen Erfolgstraums, sind aber am Ende verbunden durch das Fazit, dass Glück für beide nicht dadurch definiert ist. Redford und Dafoe überzeugen mit soliden Leistungen in einem darstellerisch gut besetzten Film, der aber von der Britin Helen Mirren getragen wird. In ihrem Gesicht, in ihrer Mimik, ist der Zustand ihrer Ehe und ihre eigene emotionale Vereinsamung eingegraben, aber auch die Loyalität zu ihrem Mann, die sie in der einzigen echten Thrillerszene, einer unheimlichen Lösegeldübergabe am Rande des nachtschwarzen Waldes, eindrucksvoll unter Beweis stellt.