212 min
© 1939
Vivien Leigh, Clark Gable, Olivia de Havilland, Leslie Howard
Drama
DVD 641
Vom Winde verweht

Die kapriziöse Schönheit Scarlett O'Hara ist behütet auf der Plantage ihrer Familie in Georgia aufgewachsen. Einer Frau ihres Standes scheint der Lebensweg vorgezeichnet – und dass sie sich selbst einen Mann aussucht, ist im Plan nicht vorgesehen. Aber Scarlett weiß genau, was sie will: Sie hat sich in den vornehmen, gebildeten Nachbarssohn Ashley Wilkes verliebt. Als Ashley sich mit seiner sanften Cousine Melanie verlobt, bricht für Scarlett eine Welt zusammen. Und im selben Moment besiegelt die Nachricht vom Beginn des Sezessionskriegs das Schicksal der aristokratischen Südstaaten-Gesellschaft: Nichts wird je wieder so sein, wie es war.
Um sich an Ashley zu rächen, der sich, wie sie glaubt, nur aus Vernunftsgründen für Melanie entschieden hat, heiratet Scarlett den ungeliebten Charles – und findet sich nach kurzer Zeit als Witwe wieder. Nur der undurchsichtige Geschäftemacher und Abenteurer Rhett Butler weiß, wie es um sie bestellt ist. Und obwohl er ahnt, dass Scarlett Ashley nie ganz aufgegeben hat, beginnt er sie auf seine eigene, ruppige Art zu umwerben. In den Wirren des Kriegs und des Wiederaufbaus, während die junge Frau versucht, das väterliche Gut Tara und ihre Familie über die Runden zu bringen, kreuzen sich die Wege der beiden immer wieder: als ob sie füreinander bestimmt wären.

Der wohl populärste Film der Kinogeschichte widerlegt aufs Schönste das Sprichwort, dass viele Köche den Brei verderben. Neben einem "cast of thousands" – Hunderte von Komparsen, 50 Sprechrollen, 150 Nebenrollen - und einer ganzen Riege von Stars arbeiteten an der Adaption von Margaret Mitchells Bestseller, den David 0. Selznick für damals sagenhafte 50.000 Dollar eingekauft hatte, sechs Autoren (an 15 Drehbuchentwürfen) und drei Regisseure, neben Gable-Spezl Victor Fleming, George Cukor und Sam Woods. Die weibliche Crème de la Crème Hollywoods wollte die 'Scarlett' spielen. Es boten sich Katharine Hepburn, Bette Davis, Paulette Goddard, Tallulah Bankhead, Susan Hayward, Joan Bennett, Jean Arthur, Norma Shearer, Miriam Hopkins und und und an.
Das Rennen machte Vivian Leigh. Dass Gable der ideale Rhett Butler war, wurde nicht diskutiert, doch der Star war bei MGM unter Vertrag. Selznick wusste, dass seine Freigabe ihn ein Vermögen kosten würde, war er doch mit seinem Ex-Chef Louis B. Mayer, der zudem sein Schwiegervater war, verkracht. Er kroch zu Kreuze, ließ sich sogar auf eine hohe Gewinnbeteiligung von MGM ein. Doch alles Krummlegen schien umsonst, Gable wollte gar nicht 'Rhett Butler' sein. Erst als seine Scheidung – er wollte für seine große Liebe Carole Lombard frei sein – sich als überaus kostspielig herausstellte, ließ er sich mit einer Wochengage von 4.500 Dollar und einem 50.000-Dollar-Bonus ködern. Das Ergebnis des Selznick'schen Kraftaktes war nicht nur ein Kassenhit von bis dahin unbekannten Dimensionen: In seinem Themen- und Figurenreichtum, mit seiner stimmungsvollen Farbdramaturgie und der komplexen, von zwei außergewöhnlichen starken Charakteren getragenen Liebesgeschichte ist der Film ein "all time classic" geworden. Seine Rekordmarke von zehn "Oscars" - darunter einer für die aus England importierte, zuvor in den USA unbekannte englische Schauspielerin Vivien Leigh - wurde erst 20 Jahre später von "Ben Hur" überboten.
Die anderen "Oscars" kamen auf den Film selbst, die beste weibliche Nebenrolle (Hattie McDaniel), die beste Regie, das beste Drehbuch (Sidney Howard), die beste Farbkamera (Ernst Haller), die beste Ausstattung, die beste Farbdramaturgie (ein Sonder-"Oscar" für William Cameron Menzies) und den besten Schnitt. Hinzu kommen die Nominierungen für Clark Gable (er verlor gegen Robert Donat in "Auf wieder sehen, Mr. Chips"), Olivia de Havilland (sie wurde in der Kategorie beste Nebendarstellerin von der Team-Kollegin Hattie McDaniel geschlagen), die besten Effekte, die beste Musik (Max Steiner) und den besten Ton. Die Produzentenlegende Selznick – berühmt berüchtigt wegen der Flut von Memories, mit denen er sein Team zudeckte – bekam den 'Irving Thalberg Memorial Award' für sein Lebenswerk verliehen. (Quelle: BR)

BR-3
12.08.2006