111 min
© 1943
Hans Albers, Brigitte Horney, Wilhelm Bendow, Michael Bohnen, Ferdinand Marian, Käthe Haack, Hubert von Meyerinck, Ilse Werner, Leo Slezak
Abenteuer
DVD 711
Münchhausen

Schloss Bodenwerder im 18. Jahrhundert: Baron Münchhausen folgt einem Ruf des Prinzen von Braunschweig und bricht mit seinem treuen Diener Kuchenreutter nach Russland auf. Unterwegs begegnet er dem dämonischen Cagliostro, der ihm das Geschenk ewiger Jugend macht. Am Hof in Petersburg wird er schnell Favorit der Zarin Katharina II. Im Kampf gegen die Türken trägt ihn eine Kanonenkugel in eine belagerte Festung, Sultan Abdul-Hamid gewinnt Gefallen an ihm und nach einer tollkühnen Wette entführt Münchhausen die schöne Prinzessin Isabella d'Este aus dem Harem. Mit ihr verbringt der Baron glückliche Tage in Venedig, bis er die Prinzessin durch eine Intrige ihres Bruders verliert. Danach gelangt Münchhausen mit einem Ballon zum Mond, wo Kuchenreutter stirbt. Seinem Herrn aber kann selbst die viel schneller verstreichende Mond-Zeit nichts anhaben.

Die Literaturverfilmung aus dem Jahr 1943 setzt die Abenteuer des charmanten Lügenbarons mit üppiger Ausstattung und einem großen Aufgebot populärer Darstellerinnen und Darsteller in Szene. Der Film entstand zum 25-jährigen Jubiläum der Ufa: Propagandaminister Joseph Goebbels wollte damals demonstrieren, dass die deutsche Filmindustrie auch im Krieg mit Hollywood konkurrieren kann und machte daher viele Konzessionen für die aufwändige und trickreiche Produktion. Nicht zuletzt sollte der pompös-farbenfrohe Streifen die Bevölkerung von den Strapazen des bereits seit vier Jahren andauernden Krieges ablenken. Ausgerechnet Goebbels verhasster Publikumsliebling Hans Albers durfte die Hauptrolle spielen.

Das Drehbuch schrieb Erich Kästner, der als Schriftsteller im NS-Staat ebenfalls verfemt war. So musste er für die Arbeit an "Münchhausen" ein Pseudonym benutzen und nannte sich Berthold Bürger – in Anklang an den Dichter Gottfried August Bürger, der die Abenteuer Münchhausens 1786 nach einer englischen Vorlage ins Deutsche übersetzt und auf dieser Basis eine eigene Version der Lügengeschichte geschaffen hatte. Kästner gelang es, manche Spitze gegen die Nazis zwischen die Zeilen seines Drehbuchs zu schreiben. So lässt er den Lügenbaron viel sagend bemerken: "Die Zeit ist kaputt" – allerdings nur auf dem Mond, wo man sich das damals erlauben konnte. Regie führte der ungarische Regisseur Josef von Báky, der sich mit Milieustudien und gesellschaftskritischen Dramen einen Namen machte. Aufgrund seines ersten großen Erfolges, "Annelie" (1941), wurde ihm die Inszenierung von "Münchhausen" anvertraut, für die er die Ufa-Größen Ilse Werner, Brigitte Horney und Leo Slezak gewinnen konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg drehte Josef von Báky Filme wie "Der Ruf" (1949) und "Das Tor zum Paradies" (1949), für seine Kästner-Adaption "Das doppelte Lottchen" (1950) wurde er im Jahre 1950 mit dem Bundesfilmpreis für den besten Spielfilm ausgezeichnet. Josef von Báky starb 1966 im Alter von 64 Jahren in München.

Arte
01.01.2007