60 min
© 2009
.
Natur
DVD 1176
Landschaften des Nordens:
Zwischen Elbe und Weser – Auf schwankenden Böden

Nach den beiden letzten Eiszeiten in Norddeutschland schmolzen gigantische Berge gefrorenen Wassers. Riesige Wogen rollten anschließend über das Gebiet, das heute als "Nasses Dreieck" bezeichnet wird, in Richtung Nordsee. Zurück blieb flaches sandiges Land, voller Sümpfe und Untiefen, mit Bächen und Flüssen. Wälder wuchsen, die Pflanzen starben ab und wurden im Wasser zu Mooren. Es vergingen Tausende von Jahren, bis sich Menschen in der unwirtlichen Gegend ansiedelten. Ihre erste Arbeit bestand darin, Kanäle und Gräben anzulegen, um den Boden zu entwässern. Heute erstreckt sich das Nasse Dreieck im Norden zwischen Elbe- und Wesermündung und reicht im Süden etwa bis zur Höhe von Bremen. Noch immer ist es durchzogen von unzähligen Gräben und kleinen Kanälen - und noch immer ist das Wasser bedrohlich. Denn das Land liegt tief, teilweise unter dem Meeresspiegel. Der steigt, und dagegen sind noch keine Schutzmaßnahmen erfunden worden. Mit den Gezeiten dringt die Flut über viele Flüsse bis ins Landesinnere. Gerade werden die Deiche erhöht, besondere Schleusensysteme kanalisieren die Flut und seit alters her bauen die Menschen in dieser Region ihre Wohnorte auf Hügeln. Aber das Nasse Dreieck hat nicht nur eine Geschichte voller Entbehrungen und Gefahren, sondern bietet heute vielfältige Gewässer und wunderschöne Natur. Die über Jahrhunderte fast zerstörten Moore erwachen zu neuem Leben: Umweltgesetze und Naturschützer sorgen dafür, dass auf den entwässerten Flächen Seen entstehen, typische Moorpflanzen siedeln sich vorsichtig wieder an, Kraniche kommen zurück. Und unheimlich ist auch: der Boden schwankt! Kilometerweit erstrecken sich Eichen- und Buchenwälder, Wanderer treffen auf verwunschene Teiche, können Rehe und Vögel beobachten. Im Teufelsmoor beispielsweise. Ende des 19. Jahrhunderts zog es Künstler hierher. Die raue Landschaft mit dem morbiden Flair und dem besonderen Licht inspirierte sie dazu, sich dieser Schönheit auf sehr unterschiedliche Weise in literarischen Werken und Bildern zu widmen. Es entstand die Künstlerkolonie Worpswede, deren Ausstellungen, Galerien und Werkstätten historische und zeitgenössische Schätze bieten. Hanna Legatis und ihr Team dokumentieren die technischen Errungenschaften, mit denen der Mensch sein Leben in dem wasserreichen Gebiet sichert.

NDR
06.07.2010