101 min
© 2011
Meryl Streep, Jim Broadbent, Alexandra Roach
Drama
DVD 1491
Die eiseerne Lady

Eine alte Dame steht etwas verloren in einem kleinen Laden, um Milch zu kaufen. Sie wirkt etwas deplaziert, fast wie aus der Zeit gefallen, als wäre dies nicht mehr ihre Welt. Und in der Tat ist das England des 21. Jahrhunderts nicht mehr die Welt der Margaret Thatcher, die als erste Frau von 1975 bis 1990 Führerin der Konservativen Partei sowie von 1979 bis 1990 die erste weibliche Premierministerin Großbritanniens und damit eine der mächtigsten Frauen der Welt war. Als Tochter eines Kolonialwarenhändlers, der gleichzeitig auch das Bürgermeisteramt innehatte, kommt Thatcher schon in jungen Jahren in Berührung mit Politik und begibt sich nach ihren Studium in Oxford auf den Weg durch das politische Establishment, der sie schließlich bis an die Spitze des Landes führt.

Der Film, als intimes Kammerspiel inszeniert, gibt einen biografischen Abriss auf Thatchers Leben, indem er auf wesentliche Episoden ihres Werdegangs zurückblickt. Thatcher selbst, seit einigen Jahren an Demenz erkrankt, zeigt der Film als liebenswerte, wenn auch leicht schrullige alte Dame, die Zwiegespräche mit ihrem verstorbenen Mann Denis führt und sich an Begebenheiten aus ihrer Vergangenheit erinnert. Regisseurin Phyllida Lloyd musste sich deswegen einige Vorwürfe gefallen lassen, Thatcher zu unkritisch gezeigt zu haben: Thatchers politischen Wirken spielt nur am Rande eine Rolle und wird einzig und allein aus ihrer sehr persönlich gehaltenen Perspektive heraus gezeigt. Sie muss sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten und sich auch innerhalb ihrer eigenen Partei ihre Führungsposition hart erkämpfen. Doch auch Macht und Einfluss haben ihren Preis.

Die eiserne Lady ist eine One-Woman-Show: Meryl Streep verschmilzt in einer bravourösen, zurecht mit dem Oscar ausgezeichneten schauspielerischen Leistung vollständig mit der von ihr dargestellten Persönlichkeit. Kostüm- und Maskenbildner haben ganze Arbeit geleistet, aber es ist Streeps brillantes Spiel, dass die britische Ex-Premierministerin zurück auf die große Bühne des Lebens holt. Es ist nach Mamma Mia! Streeps zweiter gemeinsamer Film mit Regisseurin Phyllida Lloyd, ganz eindeutig der Hauptdarstellerin auf den Leib geschrieben. Dem Damentrio – Drehbuchautorin Abi Morgan ist die Dritte im Bunde – gelingt es, den Menschen hinter der Politikerin sichtbar zu machen: Ein sehr intimes und persönliches Porträt einer außergewöhnlichen Frau, die – politische Einstellung hin oder her – auf einen eindrucksvollen Lebensweg zurückblicken kann.

Kinowelt TV
19.08.2012