44 min
© 2011
Benny Goodman, Joya Sherill, Bill Crow, Jerry Dodgion, Phil Woods u.a.
Doku
DVD 1573
Jazz für die Russen
Benny Goodman erobert die Sowjetunion
(To Russia With Jazz)

Sommer 1962, der Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion. Ausgerechnet jetzt schickt die amerikanische Regierung – im Rahmen eines kulturellen Austauschprogramms – Benny Goodman mit 19 jungen Jazzmusikern auf eine abenteuerliche Reise in die Sowjetunion. Es ist die erste amerikanische Big Band auf sowjetischem Boden. Benny Goodman und sein Orchester spielen 30 Konzerte vor fast 180.000 Menschen – in Moskau, Sotschi, Tiflis, Taschkent, Leningrad und Kiew. Mit ihrer Musik reißen sie erste Löcher in den „Eisernen Vorhang”, lernen dabei viel über die Sowjetunion und manches über ihr eigenes Land. Und es ist die Antwort Amerikas auf die perfekten klassischen Musiker, die Moskau in die USA geschickt hatte und die überall gefeiert worden waren: Jazz, die Musik Amerikas, der Sound der Freiheit, Benny Goodman. Die Konzertreise führt den King of Swing und seine Big Band kreuz und quer durch Chruschtschows Reich. Ihr Auftrag: Sie sollen mit ihrer Musik den „American way of life” in den totalitären Sowjetstaat tragen, den Geist der Freiheit. Für die ARD-Dokumentation sind alle noch lebenden Band-Mitglieder noch einmal vor die Kamera getreten, um von ihrer außergewöhnlichen Reise zu erzählen: Joya Sherill (Gesang), John Bunch (Piano) – beide starben nach Abschluss der Dreharbeiten zu diesem Film – Bill Crow (Bass), Jerry Dodgion (Saxophon), John Frosk (Trompete), Phil Woods (Saxophon) und Joe Wilder (Trompete). Die Dokumentation folgt der Band auf ihrer abenteuerlichen Reise quer durch das Land, zeigt Konzertausschnitte ihrer Auftritte in Moskau und Leningrad und eine Reihe von unveröffentlichten Fotos und Dokumenten sowie spektakuläres, noch nie gezeigtes Amateurfilmmaterial der Jazzmusiker von unterschiedlichen Stationen ihrer Reise. Zu Wort kommen auch die damaligen sowjetischen Fans der „amerikanischen Giganten des Jazz”, wie der berühmte Petersburger Jazzmusiker David Goloschekin sie heute noch nennt. Sie haben sein Leben verändert, obwohl der KGB damals alles versucht hat, um jeden Kontakt zwischen den bewunderten Idolen und ihren enthusiastischen Anhängern zu unterbinden. Für den russischen Saxophonisten und Bandleader Gennadi Golschtein war Jazzmusik seine Zuflucht in einem grauen Land und einer schweren Zeit. Dass er mit Goodmans Band in einer heimlichen Jamsession Saxophon spielte, wurde ihm in seiner Heimatstadt Leningrad fast zum Verhängnis. Neben den Konzertausschnitten mit Originalmusik bilden den mitreißenden Soundtrack des Films Jazzstücke, die auf frühen Kompositionen des Leningrader Jazzmusikers Gennadi Golschtein basieren. Sie wurden aus der Sowjetunion geschmuggelt und von einem Teil der Band nach ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion eingespielt. Am Klavier hören wir den kürzlich verstorbenen John Bunch, daneben Bill Crow am Bass, Phil Woods (Altsaxophon) und Zoot Sims (Tenorsaxophon); die Stücke sind aus dem Album: Liberty of Jazz (SoLyd Records 2005).

HR
26.05.2013