44 min
© 2012
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Doku
DVD 1741
Geheimnisvolle Orte:
Honeckers Regierungsbunker

Gut getarnt lag Erich Honeckers Führungsbunker verborgen unter märkischem Sand, gesichert mit 16.000-Volt-Starkstromdrähten und rund um die Uhr von Spezialkräften der DDR-Staatssicherheit bewacht - ein geheimer Ort. Selbst der innere Führungszirkel um Erich Honecker wusste nicht, wo genau sich die Anlage befand.
Zwischen 1978 und 1983 ließ die DDR-Führung diese geheime Anlage 30 Kilometer nördlich von Berlin bauen. In einem dreigeschossigen Bunker sollten Partei- und Staatschef Honecker und der "Nationale Verteidigungsrat", ein geheimes Gremium aus hohen SED-Funktionären und Politbüromitgliedern, im Krisenfall einen Atomkrieg überstehen. Der "Bunkerkomplex 5000" war gedacht als geheime Führungsstelle, um auch im Krieg "das Staatsschiff zu lenken", Katastrophenhilfe zu koordinieren, Nachschub und Versorgung zu sichern, Flüchtlingsströme zu dirigieren. Militärische Entscheidungen von Bedeutung hätte hier dagegen niemand gefällt. Das lag allein in den Händen des Oberkommandos des Warschauer Pakts in Moskau.
Entwickelt wurde das
mehrere hundert Millionen DDR-Mark teure Unternehmen von eigenen Spezialisten, die Technik stammte aus der Sowjetunion. Das Projekt musste in aller Eile vorangetrieben werden, denn die Regierung der Bundesrepublik Deutschland verfügte bereits seit den 60er Jahren über einen atomsicheren Regierungsbunker. Die Dimensionen dieses sogenannten "Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik" bei Bonn im Ahrtal stellten alles in den Schatten. Noch heute ist es wohl das teuerste Bauwerk, das je in der ehemaligen Bundesrepublik entstand.
3000 Regierungsmitglieder und Beamte sollten hier den atomaren Krieg überleben und das Land im Inferno regieren – eine abenteuerliche Vorstellung. Ob es je funktioniert hätte, musste glücklicherweise niemand erleben. Heute sind diese Betonkolosse Relikte eines überwundenen Denkens. Sie muten, im Osten wie im Westen Deutschlands, wie gespenstische Dinosaurier einer untergegangenen Epoche an. Der Regierungsbunker ist heute Dokumentationsstätte. Ein kleiner Teil der Anlage wurde für die Nachwelt konserviert, gibt Besuchern einen Einblick in die geheimen Unterwelten des Kalten Krieges. Der Honecker-Bunker bei Berlin wurde noch in den 90er Jahren unter Denkmalschutz gestellt. Doch investierten weder die Länder Brandenburg und Berlin noch der Bund Geld in eine dauerhafte Öffnung des grauen Monsters. Der Bunker wurde weitgehend ausgeschlachtet und liegt heute zugeschüttet unter einem Hügel im märkischen Sand.

SWR
23.01.2014