95 min
© 1941
Cary Grant, Joan Fontaine, Cedric Hardwicke
Thriller
Selbst wenn man diesen klassischen romantischen Krimi aus dem Jahre 1941 mehrfach anschaut, wird man immer wieder von der letzten Szene geschockt: eine kurze, aber verwirrende Konfrontation, die den Zuschauer zwingt, sich sprichwörtlich jede Szene nochmals durch den Kopf gehen zu lassen, da die wachsende Überzeugung der Heldin einen Mörder geheiratet zu haben, plötzlich ins Gegenteil verkehrt wird. Regisseur Alfred Hitchcock, der hier ein Rätsel geschaffen hat, das sich um die zersetzende Macht der Verdächtigung rankt, ist damit ein Meisterstück voller geschickter Mehrdeutigkeiten gelungen, das beinahe in jeder Einstellung mit dramatischen Konventionen und rollentypischem Verhalten spielt.
Lina McLaidlaw, die von Joan Fontaine verkörpert wird, welche in dieser zweiten Zusammenarbeit mit dem Regisseur einen Oscar erhielt, ist eine zugeknöpfte, gebildete Erbin, deren sprödes Äußeres ihr Verlangen nach einem mehr von Gefühlen bestimmten Leben verbirgt. Der auf geheimnisvolle Art und Weise attraktive Johnnie Aysgarth scheint dabei die Lösung des Problems darzustellen – er ist ein Spieler und Frauenheld, ein Verschwender, der mit ihr flirtet, ihr nachstellt und sie schon bald danach heiratet. Cary Grant wirkt als Aysgarth unwiderstehlich, obwohl er ein finsterer Geselle ist – fähig zum Betrug und kleineren Diebereien, wobei er auch große Pläne mit dem schwindenden Vermögen seiner Braut schmiedet.
Linas Leidenschaft für Johnnie wird von jeder neuen Enthüllung über seine augenscheinliche Unehrlichkeit überschattet: er spielt heimlich und gibt vor, mit Immobilien zu handeln. Noch beunruhigender sind jedoch Hinweise, die Johnnie mit dem Tod seines besten Freundes in Verbindung bringen, ebenso wie die Vorstellung, dass er Lina womöglich langsam vergiftet. Die Beweise scheinen eindeutig gegen ihn zu sprechen, als wir ihn dabei beobachten, wie er mit einem verdächtig aussehenden Glas Milch die Treppe hinaufgeht – ein Bild, das sich besonders ins Gedächtnis brennt, da der Regisseur das Glas zum Leuchten bringt.
Tatsächlich zeigt Hitchcock auch während er Johnnie praktisch überführt und dabei von Cary Grants Fähigkeit profitiert, eine solche Bedrohung darzustellen, bildhafte Hinweise auf Linas eigener neurotischer (und erotischer) Besessenheit. Die letzte Szene zwingt den Zuschauer schließlich dazu, ihr Verhalten neu zu bewerten, wobei genug im Unklaren bleibt – was verhindert, dass sowohl der Zuschauer als auch Johnnie komplett entlastet werden. Ein seltsamer, unangenehmer Schluss für diesen brilliant gemachten Thriller.